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Festbrennweiten sind immer besser als Zoom . . . wirklich?
Das LEICA Vario-Elmar-R 35-70mm f4 Makro

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DAS LEICA VARIO-ELMAR-R 35-70mm f4 IM MAKRO-MODUS

Um gleich von Beginn an keinen Zweifel an der außergewöhnlichen Qualität dieses Objektivs zu lassen, habe ich hier eine Aufnahme der Fotografin Adele M. Buttolph als Einstieg ausgewählt. Sie hatte ihre Katze gleich nach dem Erwerb des Objektivs zu Testzwecken fotografiert. (Ein Klick auf den Link lohnt sich - dort ist das Bild in noch höherer Auflösung zu sehen)

Die Farben, die feingezeichnete, aber nicht klinische Schärfe, sowie das weiche Bokeh dieser Aufnahme würden wohl nicht viele Objektive so abbilden - erst recht kein anderes Zoom-Objektiv. LEICA R Objektive sind bekannt dafür Farben wärmer darzustellen als LEICA M Objektive und das kann man hier deutlich sehen.

MATT OSBORNE BRINGT ES AUF DEN PUNKT

Ein weiterer Fan dieses Objektivs ist der LEICA-Purist Matt Osborne. Bei YouTube firmiert er unter dem Namen "Mr. Leica" und das beschreibt ihn ganz gut. Er könnte auch Mr. Festbrennweite heißen, das Wort „Zoom“ hatte er bisher nicht einmal in seinem Sprachwortschatz.

Hier ein Video, in dem er über seine Erfahrungen mit diesem Zoom-Objektiv berichtet, mit der Ankündigung, dass er künftig seine drei Festbrennweiten (35mm, 50mm und 75mm) zu Hause lassen kann:

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Weitere Informationen

DER LEICA-PAPST ERWIN PUTS

Erwin Puts genießt unter LEICA Anhängern den Ruf der größte Kenner von LEICA R und M Objektiven (außerhalb der Firma LEICA) zu sein.

Er schreibt, dass die Abbildungsleistung des LEICA VARIO-ELMAR-R f4 bei identischer Blendeneinstellung gleich gut oder sogar besser ist als die SUMMICRON-R f2 Objektive mit 35mm und 50mm, sowie auch als das hoch gelobte 80mm SUMMILUX R f1.4.

Hier kann man die Technischen Daten des Objektivs auf dem Datenblatt des Hauses LEICA nachlesen.

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"BOOT IM SCHILF" VON EMIL NOLDE (1909)

Dieses Foto entstand im BUCHHEIM MUSEUM am Starnberger See. Anders als das Foto vermuten lässt, war es nicht direkt beleuchtet, im Raum war nur diffuses, abgedunkeltes Licht - um die Exponate nicht durch zuviel Licht zu beschädigen.

Das Objektiv hat dem Ölgemälde trotz der Anfangsblende f4 einen lichtvollen Ausdruck verliehen - und hat sich dabei eine sehr gute Schärfe bewahrt.

LEICA SL2
Brennweite 45mm
Blende f4
Verschlusszeit 1/80
ISO 3200
Aufnahme freihändig, ohne Stativ

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EIN VERGRÖSSERTER AUSSCHNITT

Hier ist der oben rot umrandete Ausschnitt in der Vergrößerung zu sehen.

Man kann dreidimensional sehen, wo der Maler mehr Ölfarbe verwendet hat, wo die Pinselstriche aus der Bildebene herausragen.

Und auch die Farben sind sehr schön aufgefangen - und das obwohl das hier eine unbehandelte JPG -Datei ist, so wie sie aus der Kamera kam.

Herausragende Abbildungsleistung - im Original auf Lightroom noch beeindruckender!

DER GROßE BRUDER:
DAS LEICA VARIO-ELMARIT-R 35-70mm f2.8

Die Preise einiger Vintage Objektive aus der R-Linie sind mit den Jahren weiter und weiter gestiegen. So zahlt man für das Zoom-Objektiv mit f2.8 Lichtstärke inzwischen über € 10.000 - dieses Exemplar hier hat schon (zu) deutliche Gebrauchsspuren und ist daher etwas "billiger":

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LEICA R 35-70mm f4 MAKRO (NOCH) FÜR WENIGER ALS € 1.000!

Stand 03/2022 kann man das LEICA VARIO-ELMAR 35-70mm f4 Makro je nach Zustand für € 600 - € 900 kaufen. Das kann man als Schnäppchen bezeichnen, die drei Festbrennweiten würden etwa das doppelte kosten.

Eine Blendenstufe (f2.8 > f4) verzehnfacht den Preis. Bei den guten ISO Verträglichkeiten moderner digitaler Kameras ist das mit der Lichtstärke nicht mehr kritisch, allenfalls die Schärfentiefe macht für mich da einen Unterschied. Aber auch das lässt sich steuern, indem ich näher an mein Objekt herangehe und dafür sorge, dass der Abstand zum Hintergrund stimmt.

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Das LEICA R 35-70mm f4 ist ein ROM Objektiv

Bei den LEICA-R Objektiven neueren Datums wurde eine elektronische Kontaktleiste - siehe auf dem Foto oben die Leiste mit den neun Kontaktfeldern aus Messing - am Bayonett angebracht. Damit können Daten vom Objektiv an die Kamera übermittelt werden.

LEICA-R OBJEKTIVE mit dieser Kontaktleiste haben die zusätzliche Bezeichnung „ROM“.

Bei den älteren Objektiven mit der Bezeichnung CAM fehlt diese Leiste.

KOMPATIBILITÄT MIT ANALOGEN LEICA KAMERAS

Die nebenstehende Tabelle bezieht sich nur auf die analogen LEICA Kameras (35mm Filmkameras). An den Kameras R3 bis R9 kann man es einsetzen, bei der R9 werden zusätzlich zur Belichtungsmessung auch die EXIF Daten (Blende & Brennweite) übertragen.

KOMPATIBILITÄT MIT DIGITALEN, SPIEGELLOSEN (LEICA-) KAMERAS

Besonders interessant ist heutzutage aber die Möglichkeit dieses Zoom Objektiv durch einen Adapter an einer digitalen Kamera zu verwenden.

Grundsätzlich kann man dazu neben LEICA Kameras auch solche von CANON, NIKON, SONY uvm. anschließen.

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LEICA R ADAPTER L

Dieser Adapter ist der Königsweg, um LEICA-R Objektive mit ROM Kontakten an meine LEICA SL2 oder LEICA CL anzuschließen. Das läßt LEICA sich sehr gut bezahlen:

Preis € 735.- !

Der LEICA R Adapter L hat selber auch ROM Kontakte und der Vorteil davon ist, dass die Kamera übermittelt bekommt, welches R- Objektiv mit welcher Brennweite angeschlossen ist und dann die Objektivkorrekturen und die Bildstabilisierung automatisch einstellen kann. Das funktioniert auch bei allen R-Zooms automatisch, die ab 1976 hergestellt wurden - und zwar bei jeder Brennweiten-Einstellung.

Der Adapter überträgt aber auch nur diese Daten (Name des Objektivs und Brennweite), nicht aber die Blendeneinstellung. Die fehlt dann in den EXIF Daten . . .

NOVOFLEX Adapter LET/LER

Der Adapter von NOVOFLEX hat keine ROM-Leiste und überträgt daher keinerlei Daten. Kostet dafür aber auch erheblich weniger:

Preis € 119.-

An meiner SL2 und CL kann man im Menü das jeweilige R-Objektiv auch manuell einstellen. Das nützt aber natürlich nur etwas, wenn es sich um eine Festbrennweite handelt, bei Zooms ist dann immer nur die kürzeste Brennweite automatisch stabilisiert.

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LEICA R9

An dieser Kamera ist dieses Objektiv „zu Hause“, die beiden stammen aus derselben Zeit.

Die Seriennummer 2926472 der Kamera entspricht dem Baujahr 2003 und die Seriennummer des Objektivs 3851055 dem Baujahr 1998.

An der R9 braucht es naturgemäß keinen Adapter, das R-Objektiv trifft hier auf natives R-Bayonett.

Seriennummern und Baujahr von LEICA Kameras und Objektiven

Bevor man eine Kamera oder ein Objektiv kauft, sollte man sich also unbedingt an Hand der Seriennummern vergewissern, wann sie hergestellt wurden.

  • Kameras - Leica-Wiki
    An der Seriennummer kann man erkennen, in welchem Jahr eine Kamera hergestellt wurde. Da LEICA eher langlebige Produktionszyklen hat, kann man so verhindern eine unnötig alte Kamera zu erwerben.
  • Objektive - Leica-Wiki
    Bei den Objektiven ist die Seriennummer sehr wichtig, weil die Objektive unter gleichem Namen in verschiedenen Versionen verkauft wurden, und da sind die neuesten Versionen oft die besten.
  • LEICA Kompendium von Thorsten von Overgaard
    Diese Liste ist sehr gründlich recherchiert. Hier findet man Infos zu Kameras und Objektiven, inklusive der Artikelnummern.

LEICA SL2

Das Objektiv an der SL2 ist trotz des Adapters sehr schön ausbalanciert, die Kamera kippt auch im Stand nur ganz leicht nach vorne.

Mit dem LEICA R Adapter L wird das Objektiv sofort erkannt und bei jeder Brennweite in der Kamera stabilisiert. Ist die Option im Menü nicht bewusst ausgeschaltet, greift auch die von LEICA programmierte Objektivkorrektur helfend ein.

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LEICA SL2 - Menü Objektiv-Profile

Beim Menü digitaler LEICAS (SL, CL, Q, TL) gibt es unter "Kamera-Einstellungen" den Punkt "Objektiv-Profile".

Wenn - wie hier bei meiner Kamera - der LEICA R Adapter L für ein ROM-Objektiv verwendet wurde, dann stellt die Kamera das im Menü (siehe Screenshot) automatisch ein.

Verwendet man aber ein CAM-Objektiv und keines mit ROM-Kontakten, dann kann man sich in der hier dargestellten Tabelle das richtige Objektiv manuell heraussuchen und aktivieren.

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ProContra

PRO

  • ersetzt ab Blende f4 die Brennweiten 35, 50 und 75mm mindestens gleichwertig
  • warmer, cinematischer Look mit sehr guter Schärfe
  • für ein LEICA Objektiv dieser Qualität sehr preiswert
  • zudem sehr wertstabil, wird wohl eher teurer werden
  • durch R Adapter L kameraintern stabilisiert (SL2)

CONTRA

  • nur manuell fokussierbar, kein Autofokus
  • Blende f4
  • R Adapter L sehr teuer

HIER KAUFE ICH FAST ALLE GEBRAUCHTEN KAMERAS UND OBJEKTIVE

Wenn man gewisse Regeln beachtet, ist eBay die ideale Plattform, um Kamera-Auserüstung zu kaufen und zu verkaufen.

Welche Regeln das sind, habe ich hier zusammengefasst.

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AUS EINS MACH ZWEI . . .
Das VARIO-ELMAR-R 52-105mm f4 MAKRO

Wenn die Brennweite am langen Ende des hier besprochenen Zoom-Objektivs zu kurz greift, kann man es auch an eine LEICA Kamera mit APSC-Sensor anschließen, dann verlängert sich die Brennweite genau um die Hälfte.

Aus 35-70mm werden dann 52-105mm. Die Lichtstärke entspricht dann zwar einer Blende f4, die Schärfentiefe aber in etwa einer Blende 5.6.

Die LEICA CL2 ist sehr klein und leicht und kann so immer dabei sein, wenn man die mitgeführten Objektive die Brennweite betreffend flexibler einsetzen können möchte.

GRAFFITI - DER PAPAGEI

Vor dem BUCHHEIM MUSEUM am Starnberger See steht ein alter Armee-Hubschrauber, der mit Graffiti bemalt wurde, als Zeichen für Frieden.

Auf dem hinteren Teil des Hubschraubers ist ein Papagei aufgesprüht, der die farbliche Abbildungsleistung dieses LEICA-R Objektivs auf beste Weise dokumentiert.

Auch hier handelt es sich um eine JPG Datei, die unbehandelt so aus der Kamera übernommen wurde.

LEICA SL2
Brennweite 70mm
Blende f4
Verschlusszeit 1/1250
ISO 100
Aufnahme freihändig, ohne Stativ

Hubschrauber
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MEIN FAZIT

Mich begeistert der Look der Aufnahmen, die dieses Zoom Objektiv produziert. In der f2.8 Version dieses Objektives zahlt man für ein meist über zwanzig Jahre altes Objektiv inzwischen über € 10.000, Tendenz weiter steigend. Diese LEICA Zooms haben etwas Besonderes, etwas, das heutige Objektive nicht mehr haben - daher die teils horrend hohen Preise.

Dass dieses Objektiv keinen Autofokus hat, entschleunigt mich beim Fotografieren. Die Fokussierhilfen mit Lupe und Peaking in Kombination mit den sehr guten und hoch auflösenden EVF‘s machen das Scharfstellen zudem sehr einfach. Zudem habe ich so den Vorteil, dass ich entscheide wo der Fokus sitzt - und nicht die Kamera.

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Und auch die Blende f4 schreckt mich nicht. Ich fotografiere meist am Tag und wenn es etwas dunkler wird, dann kann ich mit der LEICA SL2 die ISO-Werte erhöhen. Von f2.8 nach f4 ist es eine Blendenstufe - das kann man mit einer Verdoppelung des ISO-Wertes vom Lichteinfall her wieder ausgleichen. Also statt ISO 100 dann einfach ISO 200, oder statt ISO 400 dann ISO 800, das ist doch kein Problem.

Nur die Schärfentiefe kann ich nicht ausgleichen, aber das ist bei meinen Schwerpunkten in der Fotografie - Streetphotography, Landschaft, Architektur, Makro und Keyline - ohnehin kein Problem, da arbeite ich sowieso meist mit wesentlich kleineren Blendenöffnungen als f4.

Ich betrachte es als Geschenk, dass die lichtschwächeren LEICA-R Zoom Objektive wie dieses noch so preiswert zu haben sind und sage vorher, dass das kaum so bleiben wird.