WELCHE DER LEICA R KAMERAS SOLLTE MAN SICH ZULEGEN?
Die LEICA R-Serie löste 1976 die LEICAFLEX-Kameras ab. Letztere waren durch ihre kompromisslos hochwertige Verarbeitung so teuer in der Herstellung, dass LEICA sie unter den eigenen Herstellungskosten anbieten musste, um sie verkaufen zu können. (Siehe dazu auch mein Artikel zur LEICAFLEX SL2)
Von der LEICA R-Serie wurden zwölf verschiedene Kameras gebaut. Die Anzahl ist also größer als es die Bezeichnungen R3 bis R9 vermuten lassen. Das kommt daher, dass es von einigen Kameras entweder noch eine weitere Entwicklungsstufe oder eine abgespeckte Version mit gleicher Nummerierung gab.
Wer glaubt die neueren Kameras mit den höheren Nummern seien automatisch auch die hier empfohlenen Modelle, wird überrascht sein.
Die LEICA R Serie
Leica R3 (1976–1979)
Die LEICA R3 war die erste zusammen mit MINOLTA entwickelte Kamera. Sie verfügte über Zeitautomatik, hatte einen Metalllamellenverschluss und bei der Belichtung sowohl Integral- als auch Spotmessung. Sie hatte ein paar Kinderkrankheiten, die dann nach und nach behoben wurden. Auch die Verlegung der Produktion von Deutschland nach Portugal kurz nach Fertigungsbeginn hat damals zu Schwankungen bei der Qualität geführt. (In dem Video von "Analog Insights", weiter unten, klappte zum Beispiel der Spiegel beim Auslösen manchmal nur halb hoch - halbe Bilder waren die Folge) Etwa 70.000 Stück wurden von ihr gebaut, die meisten schwarz, nur einige tausend in silber und oliv (Safari-Edition).
Das R-Bajonett wurde von der LEICAFLEX-Serie übernommen, allerdings können nur mit den sogenannten 3cam Versionen der R-Objektive alle Funktionalitäten der Kamera genutzt werden. Damals bot LEICA den Service 1cam und 2cam Objektive auf 3cam nachrüsten zu lassen, was damals viele Kunden in Anspruch genommen haben. Um die Herstellungskosten weiter senken zu können wurden diese Kameras dann in Portugal hergestellt.
Die LEICA R3 ist im Wesentlichen baugleich mit der XE-1 von MINOLTA, die schon zwei Jahre auf dem Markt war, als die LEICA R3 vorgestellt wurde.
Über die kleinen, aber feinen Unterschiede informiert dieses Video:
LEICA R3 MOT ELECTRONIC
Meine LEICA R3 habe ich auf eBay gekauft. Diese Kamera kam im Topzustand (wie neu) aus einem Sammlerbestand und hat inklusive des Motors und der Originalverpackung (OVP) "nur" US$ 299 gekostet.
Allerdings ohne das Objektiv: Dies hier ist das sehr, sehr gute 21mm SUPER-ANGULON-R f4 von LEICA, über das ich hier auf meiner Webseite noch getrennt berichten werde.
Leica R4 (1980–1986)
Die R4 bekam mit der Technik der XD-7 von MINOLTA dann zusätzlich zur Zeitautomatik auch eine Blendenautomatik, einen Rückschwingspiegel (so erschütterungsarm, dass man auf eine Spiegelvorauslösung verzichtete) eine serienmäßige Auslegung auf Motorantrieb, sowie ein Design mit etwas runderen Formen, das dann bis zur R7 im wesentlichen erhalten blieb. Auch die R4 wurde (wie die R3) im wesentlichen schwarz ausgeliefert.
Leica R4s (1983–1988)
Die R4s war dem Preiskampf mit den japanischen Herstellern geschuldet und konnte ohne die Blenden- und Programmautomatik billiger angeboten werden. Ansonsten baugleich mit der R4.
Das Buch von Heiner Hennings aus dem Verlag "Laterna Magica"
Heiner Hennings war lange Chefredakteur der Zeitschrift LEICA FOTOGRAFIE - wohl kaum ein Außenstehender kannte die Firma LEICA und ihre Produkte so gut wie er. Dieses Buch kann man nur noch in Antiquariaten finden; wer tiefer in die Materie eintauchen möchte, sollte sich die Mühe machen ein Exemplar aufzuspüren.
Leica R5 (1986–1991)
TTL-Blitzsteuerung, 1/2000 sec statt 1/1000 sec, eine veränderte Datenanzeige im Sucher und eine fest eingebaute Dioptrenkorrektur waren die wesentlichen Unterschiede zur R4. Hinzu kam noch ein besserer Staubschutz. Etwa 50.000 Stück wurden von der R5 gebaut.
Leica R-E (1990–1994)
Auch von der R5 gab es eine billigere Variante, die - wie bei der R4s - bis auf die Blenden- und Zeitautomatik baugleich war.
Leica R6 (1988–1992)
Die LEICA R6 war kein Nachfolger der R5 - das war die R7. Die R6 war eine ganz eigenständige Baureihe, die bis zum Schluß parallel zur R7 gefertigt wurde. Mit der R6 wandte sich LEICA wieder den professionellen Fotografen zu. Sie hatte keine Blenden- und Zeitautomatiken mehr, sie war wieder eine rein mechanische Kamera, die nur zur Belichtungsmessung Strom benötigt.
Leica R6.2 (1992–2002)
Die R6.2 brachte neben der mit 1/2000 sec schnelleren Verschlusszeit (R6 1/1000 sec) noch ein paar kleine Verbesserungen.
Aus meiner Sicht ist die R6.2 die beste Kamera dieser R- Serie.
Abbildung hier mit Objektiv 80mm f1.4 SUMMILUX-R
LEICA R 6.2 schwarz
Wie bei allen LEICA-Kameras gab es zur silbernen Variante auch eine schwarze Kamera. Wie auch bei der LEICAFLEX SL2 ist die schwarze Kamera etwas nachgefragter und daher auch teurer als die silberne Version.
Ich konnte beide Kameras praktisch im Neuzustand erstehen, beide auf eBay. Beide Kameras haben dann auch die Handschlaufe von Eddycam bekommen, die sie jetzt auch in den LEICA-Farben schwarz/rot (und jetzt auch mit roter Naht) anbieten.
Das beste Buch zur LEICA R-Serie hat Brian Long geschrieben. Noch kann man das Buch neu erwerben, für unter dreißig Dollar- sehr empfehlenswert!
Leica R7 (1992–1997)
Ein ungeliebtes Modell, das man preiswert erwerben kann. Grund ist der dickere Bodendeckel, der die Kamera unförmig macht. Er war notwendig, um zusätzliche Elektronik unterzubringen (Mikroprozessorsteuerung). Dieses Modell empfehle ich nicht, die Elektronik kann bei so alten Kameras immer den Dienst quittieren.
Interessante Webseiten zur LEICA R-Serie
WAS MAN WISSEN SOLLTE BEVOR MAN EINE R8 ODER R9 ERWIRBT
LEICA hat 2009 alle Ersatzteile für Reparaturen der R-Serie an die Firma Paepke-Fototechnik in Düsseldorf übergeben.
Wie aus der Webseite der Firma Paepke ersichtlich ist, können nur die Kameras R3-R7 eingeschickt werden. Es gibt keine Ersatzteile für die Kameras R8 oder R9 mehr, Reparaturen sind hier nicht mehr möglich.
Wenn also ein Defekt in der Elektronik auftritt, kann man die R8 und R9 Kameras nur noch wegwerfen.
KOMPATIBILITÄT von CAM und ROM OBJEKTIVEN
ROM Objektive sind neueren Baujahrs und haben eine Kontaktleiste mit 9 Elektroden hinten am Bayonett, um Daten vom Objektiv an die Kamera übermitteln zu können.
Die älteren CAM Objektive haben keine ROM-Kontaktkleiste.
Grundsätzlich würde ich empfehlen nur 3CAM Objektive zu kaufen, wenn es keines mit ROM-Kontakten sein soll.
AND THE WINNER IS . . . DIE LEICA R6.2!
Was zunächst als ihr größter Nachteil aussehen mag, ist in meinen Augen ihr größtes Plus: Keine Elektronik, alles mechanisch - nur der Belichtungsmesser ist abhängig von einer Stromversorgung.
Wo keine Elektronik ist, kann auch keine kaputt gehen. Lötstellen, Transistoren, Schaltkreise - all das hat nur eine begrenzte Lebensdauer. Die LEICA R6.2 ist mechanisch und lässt sich sogar ohne den eingebauten Belichtungsmesser nutzen.
Auch Brian Long, der Autor des mit Abstand besten Buches zur LEICA R-Serie scheint die R6.2 als Favoriten auserkoren zu haben - sie ist auf dem Cover seines Buches abgebildet (siehe oben).
Qualitativ top verarbeitet hat die R6.2 für mich unter den SLR's nur einen Konkurrenten aus dem Hause LEICA:
LEICA R 6.2 vs. LEICAFLEX SL2
Die LEICAFLEX SL2 war ohne Rücksicht auf Kosten entworfen und gebaut worden. Die Herstellungskosten waren so hoch, dass LEICA bei jeder verkauften Kamera Geld verlor.
Die mit umfassender Hilfe von MINOLTA entwickelte R-Serie wurde unter ökonomischen Gesichtspunkten entworfen und zur weiteren Kostenreduzierung wurde die Herstellung von Deutschland nach Portugal verlegt.
Die LEICAFLEX SL2 ist ein Tanker, solide und wertig, außergewöhnlich aufwändig gebaut. Bei der LEICA R-Serie musste man bei den Herstellungskosten sparen, um bei konkurrenzfähigen Preisen noch etwas verdienen zu können; das ist aber Jammern auf sehr hohem Niveau, die LEICA R 6.2 ist auch eine richtig gute Kamera.